Joachim Meyerhoff :: Alle Toten fliegen hoch
Es gibt diese Bücher, die einen in eine Vergangenheit zurückschleudern, die man lange verloren glaubte. Wie etwa die Erinnerung an den Schüleraustausch in den USA – eine kollektive Erfahrung und geistige Zäsur in der Jugend. Schnell sind 25 Jahre vergangen und man besitzt nur noch diese Fotos seiner Klassenkameraden aus den Achtzigern. Eine High School irgendwo in der Provinz: die Mädchen, die mit Haarspray ihre Frisuren zementierten, Jungs, die scheußlich-bunte Pullis trugen.
Der grandiose Selbstdarsteller und Burgschauspieler Joachim Meyerhoff brachte Teile seiner autobiografischen Schriften bereits als Soloabende auf die Bühne. Nun goss er sie in einen Coming-of-age-Roman. Doch bevor es nach Amerika geht, vergehen 100 Seiten (der tragisch-komische erste Puffbesuch bei einer Schwarzen in Hamburg inklusive).
Der Ich-Erzähler reiht Eindruck an Eindruck: erster (Whirlpool-)Sex, Teeniepartys, Basketballtraining, die rechtschaffene Gastfamilie, Lehrer, die so ganz anders sind – und der Unfalltod seines Bruders in Deutschland. Meyerhoff reflektiert nicht, er hat dafür ein durchaus rasantes Jugendbuch geschrieben. Bei der langwierigen Suche nach der verlorenen Zeit hilft es allerdings nur bedingt.
(Kiepenheuer & Witsch, 18,95 Euro)